Vor einiger Zeit fanden Passanten einen verunfallten Fischotter auf einer Straße in der Gemeinde Dahmetal. Kurzer Hand wurde beschlossen, diesen im Auftrag des Jagdverbandes zu präparieren, um ihn dem „Lernort Natur“ zu übergeben.

Bevor unser kleiner Otter aber im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit auf Tour geht, besuchte er zunächst die Kinder in der Evangelischen Kita „Amalienstift“ in Dahme. Man hört dort gerade die Geschichte vom kleinen Igel, der bei einem Herbststurm außer Handschuhe, Schal und Mütze, sein ganzes Hab und Gut verliert. Weil der kleine Igel ein großes Herz hat, verschenkt er seine Kleidung an frierende Tiere – Rehkitz, Feldmaus und Otter. Jedes Kind kennt natürlich ein Reh oder eine Maus, einen Fischotter haben allerdings die wenigstens von ihnen schon einmal gesehen. Da traf es sich gut, dass eine Erzieherin die Gunst nutzte und das präparierte Exemplar einmal zur Anschauung mitbrachte.

Die Kinder staunten nicht schlecht. Für sie war es nicht das erste präparierte Tier, dass ihre Erzieherin, die in ihrer Freizeit zur Jagd geht, mitbrachte. Dennoch hatten sie natürlich viele Fragen, die beantwortet werden wollten. Die erste Frage ist jedes Mal: „Darfst du den jagen?“ Die Kinder wissen bereits, dass es Tierarten gibt, die geschützt sind und welche, die man jagen darf, wird doch in dieser Kita regelmäßig über Jagderfolge und Fotos von Wildkameras, sowie über Marder und anderes Raubzeug im Hühnerstall des einen oder anderen Kindes „fachwissenschaftlich“ debattiert.

Einen Otter darf man nicht jagen. Er steht unter Naturschutz. Als nächstes fragten sich die Kleinen, mit wem das Tier verwandt sein könnte. „Sieht n bisschen aus, wie eine Katze!“, „nein, wie ein Marder!“ – ja, Otter gehören zu den Marderartigen. Interessant waren auch die Schwimmhäute zwischen den Zehen. Was fressen Otter eigentlich? Dazu untersuchen unsere Nachwuchsbiologen oder -jäger immer sehr gern das Gebiss des Tieres. Beim Dachs, Waschbär und Mauswiesel, welche sie schon als Präparate betrachten konnten, war das kein Problem, waren die Tiere entsprechend hergerichtet.

Der Otter machte allerdings ein freundliches Gesicht und zeigte ihnen nicht die Zähne. Das fanden sie ganz schön doof. Ein Foto aus dem Internet schaffte hier Abhilfe. Aha – spitze Zähne – also ein Fleischfresser! Außerdem leiteten sich die Kinder ihre Frage selbst her, nach dem sie erklärt bekamen, dass diese Tiere am liebsten am und im Wasser leben. Zu guter Letzt wollten sie noch wissen, wie unser kleiner neuer Freund gestorben ist – „erlegen darfst du ihn ja nicht!“. Die Tatsache, dass das Tier möglicherweise in einem Autounfall verwickelt war, machte sie ein wenig traurig.

Die Kinder im „Amalienstift“ wissen schon sehr viel über die Natur und auch über die Jagd, beantworten die entsprechenden Pädagogen doch geduldig jede Frage. Jeder tut hier, was er kann, u.a. werden beim Spaziergang Bäume und Pflanzen benannt. Es wird innegehalten und beobachtet, wie sich Nutria, Nilgänse und Stockenten am und auf dem Schlossteich verhalten. Sie wissen auch, dass Jäger nicht nur krankes Wild erlegen, weil man das Wildbret gern verwerten möchte – niemand isst aber gern Fleisch von kranken Tieren. Sie bekommen erklärt, dass die Natur uns ernähren kann, WENN jeder so vernünftig ist und ihr nur so viel entnimmt, wie man selbst verbrauchen kann. Dies gilt nicht nur für Wildtiere, sondern auch für Beeren, Pilze und vieles mehr. Man versucht hier, unseren Nachwuchs für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur zu sensibilisieren.

 

von Sabine Dittschlag